Qualitative Sozialforschung — Stand der Dinge

Die Bezeichnung „Qualitative Sozialforschung“ hat sich als Oberbegriff für eine Reihe von Forschungsansätzen durchgesetzt, die auch als hermeneutische, rekonstruktive oder interpretative Verfahren diskutiert werden (vgl. für einen aktuellen Überblick: Flick/Kardorff/ Steinke 2000). Unter dieser Bezeichnung gewinnen diese Ansätze, Methoden und die damit erzielten Resultate eine wachsende Aufmerksamkeit nicht nur in der Soziologie, sondern insbesondere auch in der Erziehungswissenschaft (Friebertshäuser/Prengel 1997), der Psychologie und den Gesundheitswissenschaften (Schaeffer/Müller-Mundt 2002). Kaum ein Handbuch kommt heute noch ohne ein Kapitel zu qualitativen Forschungsmethoden (in der Rehabilitation, Pflegewissenschaft oder Public Health) aus. In der Soziologie läßt sich das Interesse an qualitativer Forschung in verschiedenen Theorietraditionen — von der verstehenden Soziologie über Akteurstheorien und den Symbolischen Interaktionismus bis hin zu strukturalistischen Ansätzen — verorten. Die hauptsächlichen Forschungsfelder liegen in der Analyse von Biographien, von alltäglichen und institutionellen Kommunikationen, von Organisationen und offenen Szenen. Qualitative Forschung hat einen starken Anwendungsbezug in ihren Fragestellungen und Zugängen, weshalb sie in soziologischen Fachgesellschaften in verschiedenen Sektionen und Bereichen verankert ist (Sprach- bzw. Wissenssoziologie, Biographieforschung, Familiensoziologie, Medizinsoziologie, um nur einige Beispiele zu nennen). Es würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen, detailliert auf die mit qualitativer Forschung erzielten Ergebnisse einzugehen. Vielmehr steht der Stand der Entwicklung qualitativer Forschungsmethoden im Vordergrund.

Flick U. (2003) Qualitative Sozialforschung — Stand der Dinge. In: Orth B., Schwietring T., Weiß J. (eds) Soziologische Forschung: Stand und Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95017-8_19

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