„Der Standard“ Online-Ausgabe vom 27. Dezember 2021
Bericht in „Der Standard“ vom 27. Dezember 2021 u.a. über die laufende Diplomarbeit „Sound of Tea“ von Robert Angerer, Studierendem bei Gestaltung: Technik.Textil.
Mit Bakterien und Pilzen zu experimentieren lohnt sich nicht nur bei Lebensmitteln. Fermentieren ist auch in der künstlerischen Forschung en vogue.
„Heute mehr denn je brauchen wir die blubbernde Transformationskraft der Fermentation“, schreibt Sandor Ellix Katz in seinem Buch „Fermentation as Metaphor“ (2020). In einer Zeit, in der die Prozesse zur Konservierung von Lebensmitteln oft nicht mehr nachvollziehbar sind, werde eigenhändiges Fermentieren zu einer Form des Aktivismus – man hole sich durch das milchsaure Vergären oder gezielte Schimmeln die Produktionsmittel ein Stück weit zurück.
Angesichts der aktuellen politischen und ökologischen Krisen könne das Fermentieren aber auch zur hilfreichen Denkfigur werden.
Membranen aus Zellulose
Dass man sich auf eine Zusammenarbeit mit unscheinbaren, aber wirkmächtigen Wesen einlässt und es um einen Prozess geht, den man nicht restlos kontrollieren kann, ist auch ein Aspekt, der Robert Angerer an der Fermentation interessiert. „Jede Charge ist unterschiedlich“, erzählt er über seine Experimente mit Kombucha.
Der fermentierte Schwarztee wird mittels eines „Scoby“ hergestellt – kurz für „symbiotic culture of bacteria and yeasts“ –, einer glitschigen Masse aus Zellulose, in der Bakterien und Hefen in Symbiose leben. Diese Zellulosemasse benutzt Angerer, um Membranen für Lautsprecher herzustellen. Er studiert an der Kunstuniversität Linz und arbeitet mit Kombucha im Rahmen seines Diplomprojekts „Sound of Tea“. Robert Angerer stellte in seiner Arbeit „Sound of Tea“ Membranen für Lautsprecher aus Zellulose her.
„Was mir daran gefällt, ist, dass sich die gegensätzlichen Welten von Biologie und Elektronik verbinden.“ Die Lautsprecher sind simpel und offen konstruiert, sodass die Betrachter auf die Materialität hingewiesen werden. „Der Scoby hat super Eigenschaften. Man bekommt eine dünne Schicht, die sehr stabil ist“, sagt Angerer. Wenn mal etwas reißt oder brüchig wird, kann man sich mit Zuckerwasser behelfen, um die Membran zu kleben.
Angerer begeistert sich auch für die Prinzipien des Fermentationsprozess selbst. „Bei Kombucha ist besonders interessant, dass die zwei Arten der Fermentation – mit und ohne Sauerstoff – zusammenkommen. Die Bakterien brauchen Sauerstoff, die Pilze aber nicht.“ Es ist faszinierend, diese Symbiose und ihre Strategien im eigenen Haushalt, in einem herkömmlichen Glasbehälter mitansehen zu können.
„The Sound of Tea“ ist derzeit im Ars Electronica Center in Linz ausgestellt. Angerer hat auch Ideen zu einer Weiterentwicklung. „Ähnlich einer Zitronenbatterie würde ich gerne den fermentierten Tee als Elektrolyt verwenden, sodass sich der mittels Kombucha-Membran erzeugte Ton verändert, je saurer die Flüssigkeit wird. Das wäre dann wirklich das Geräusch des Tees.“
„Der Standard“ Online-Ausgabe vom 27. Dezember 2021
Bericht in „Der Standard“ vom 27. Dezember 2021 u.a. über die laufende Diplomarbeit „Sound of Tea“ von Robert Angerer, Studierendem bei Gestaltung: Technik.Textil.
Mit Bakterien und Pilzen zu experimentieren lohnt sich nicht nur bei Lebensmitteln. Fermentieren ist auch in der künstlerischen Forschung en vogue.
„Heute mehr denn je brauchen wir die blubbernde Transformationskraft der Fermentation“, schreibt Sandor Ellix Katz in seinem Buch „Fermentation as Metaphor“ (2020). In einer Zeit, in der die Prozesse zur Konservierung von Lebensmitteln oft nicht mehr nachvollziehbar sind, werde eigenhändiges Fermentieren zu einer Form des Aktivismus – man hole sich durch das milchsaure Vergären oder gezielte Schimmeln die Produktionsmittel ein Stück weit zurück.
Angesichts der aktuellen politischen und ökologischen Krisen könne das Fermentieren aber auch zur hilfreichen Denkfigur werden.
Membranen aus Zellulose
Dass man sich auf eine Zusammenarbeit mit unscheinbaren, aber wirkmächtigen Wesen einlässt und es um einen Prozess geht, den man nicht restlos kontrollieren kann, ist auch ein Aspekt, der Robert Angerer an der Fermentation interessiert. „Jede Charge ist unterschiedlich“, erzählt er über seine Experimente mit Kombucha.
Der fermentierte Schwarztee wird mittels eines „Scoby“ hergestellt – kurz für „symbiotic culture of bacteria and yeasts“ –, einer glitschigen Masse aus Zellulose, in der Bakterien und Hefen in Symbiose leben. Diese Zellulosemasse benutzt Angerer, um Membranen für Lautsprecher herzustellen. Er studiert an der Kunstuniversität Linz und arbeitet mit Kombucha im Rahmen seines Diplomprojekts „Sound of Tea“. Robert Angerer stellte in seiner Arbeit „Sound of Tea“ Membranen für Lautsprecher aus Zellulose her.
„Was mir daran gefällt, ist, dass sich die gegensätzlichen Welten von Biologie und Elektronik verbinden.“ Die Lautsprecher sind simpel und offen konstruiert, sodass die Betrachter auf die Materialität hingewiesen werden. „Der Scoby hat super Eigenschaften. Man bekommt eine dünne Schicht, die sehr stabil ist“, sagt Angerer. Wenn mal etwas reißt oder brüchig wird, kann man sich mit Zuckerwasser behelfen, um die Membran zu kleben.
Angerer begeistert sich auch für die Prinzipien des Fermentationsprozess selbst. „Bei Kombucha ist besonders interessant, dass die zwei Arten der Fermentation – mit und ohne Sauerstoff – zusammenkommen. Die Bakterien brauchen Sauerstoff, die Pilze aber nicht.“ Es ist faszinierend, diese Symbiose und ihre Strategien im eigenen Haushalt, in einem herkömmlichen Glasbehälter mitansehen zu können.
„The Sound of Tea“ ist derzeit im Ars Electronica Center in Linz ausgestellt. Angerer hat auch Ideen zu einer Weiterentwicklung. „Ähnlich einer Zitronenbatterie würde ich gerne den fermentierten Tee als Elektrolyt verwenden, sodass sich der mittels Kombucha-Membran erzeugte Ton verändert, je saurer die Flüssigkeit wird. Das wäre dann wirklich das Geräusch des Tees.“
www.derstandard.at/kuenstlerische-fermentations-studien-mit-ueberraschenden-ergebnissen